Beim sonntäglichen Frühstück schwelgten wir, nicht ohne einen Anflug von Wehmut, in Kindheitserinnerungen und stellten fest, dass so viele Dinge einfach verschwunden sind, die uns früher lieb und teuer waren, die aber auch heute durchaus noch eine Daseinsberechtigung hätten.
Wer kennt noch das Eis "Brauner Bär"? Spätestens seit den Winnetoufilmen war es doch ein Renner in der Eistruhe so vieler Kioske und Büdchen mit seinem herrlichen, zartschmelzenden Karamellkern. Ob Junge oder Mädchen, alle schleckten "Brauner Bär". Spätestens mit Winnetous Filmtod wurde es wohl zum Problembären und ging mit dem Häuptling der Apachen in die ewigen Jagdgründe ein, schade!
Werbeplakat "Brauner Bär" 70er-Jahre
Ähnlich erging es den Guckis, jenen niedlichen, kleinen Bildbetrachtern in Minifernseherformat, die man gerne als Souvenir mit nach Hause brachte von Urlaubsreisen oder Schulausflügen. Vom Hamburger Michel über die Dechenhöhle bis zu Schloß Neuschwanstein, alles war vertreten. Guckis heißen heute I-Pads, so ändern sich die Zeiten. Den einfachen Schneekugeln mit Märchenmotiven ging es auch an den Kragen. Wie freuten wir uns doch früher, wenn Oma aus dem Urlaub eine Schneekugel mitbrachte. Wenn beim Schütteln der Kugel das arme, gefangene Sterntalerkind in seinem dünnen Hemdchen von einer Kunstschneelawine überschüttet zu ersticken drohte, dann hatte das schon fast etwas meditatives.
Gucki Wien
Schneekugel "Brüderlein und Schwesterlein"
Und wie sah es in unserer Fernsehlandschaft aus? Drei Programme, bis 16:00 Uhr Testbild mit diesem elendigen Piepston (seitdem gibt es Menschen mit Tinitus) und diesen Flimmerbildern, daher auch der damalige Ausdruck Flimmerkiste, die eine Generation von Brillenträgern hervorbrachte. 1972 zur Olympiade hatten wir dann den ersten Farb-TV aber noch ohne Fernbedienung, die Couchpotatoegeneration war noch nicht geboren, aber immer noch mit Testbild und Piepston!
Samstagabend kamen dann die Highlights einer ganzen Generation. Nachdem wir von der Mutter fast bis zur Unkenntlichkeit durchscheinend ,in der Wanne geschrubbt worden sind, durften wir "überbrühten, rosigen Schweinchen" dann im Bademantel, die Haare dufteten nach grüner Apfel Shampoo, auf der Couch Platz nehmen und nach der Werbeeinspielung des Gaard Haarstudios (keine Erfindung von Otto, gab es wirklich) unsere Lieblingssendungen die da hießen: Bonanza, Daktari oder Kung Fu, nicht zu vergessen Catweazle, anschauen. Auf den Schoß legte Mutter uns ein Trockentuch und dann gab es Toast Hawaii, jene Erfindung des ersten, deutschen Fernsehkochs Clemens Wilmenrod. Das waren doch wahrlich herrliche Zeiten!
Daktari und Clarence, der schielende Löwe
Catweazle
Toast Hawaii
Einen schönen Sonntag und viel Spaß beim Schwelgen in Kindheitserinnerungen
wünscht Euch die Babsi