Beim Heurigen in Traiskirchen

Mittwoch, 28. Januar 2015

Große Oper - Lina Cavalieri 25.12.1874 - 07.02.1944 Die Muse Fornasetti´s

Die Mona Lisa der Florentiner Manufaktur Ritossi


Natalina (Lina) Cavalieri


Wer ist diese Unbekannte, die uns von Vasen zublinzelt, kostbares Geschirr ziert, die mal einen Schnurrbart  á la Dali trägt oder eine Maske wie Zorro? Fast jeder hat sie schon einmal gesehen und seit der Mailänder Künstler Piero Fornasetti sie 1950 in Holz geschnitten hat, wurde ihr Konterfei millionenfach abgebildet.


Seine Muse war die Opernsängerin Lina Cavalieri, die man seinerzeit auch die Königin der Belle Époque nannte. Das Kind armer Eltern fiel früh durch ihre Schönheit und ihren glockenhellen Gesang auf.. Ihr Talent blieb nicht unerkannt. Früh schon stand sie auf den Opernbühnen von Neapel, Rom, Paris, Berlin, London und New York u. a. mit ihrem guten Freund Enrico Caruso.
Ihr wurden unzählige Affären nachgesagt, mit einem russischen Prinzen, einem amerikanischen Millionär aus der Astor-Dynastie, einen deutschen Herzog soll sie gar geheiratet haben. Nicht alle Liebschaften sind verbürgt.


Als ihre Stimme den Zenit überschritten hatte, eröffnete sie 1914 einen Schönheitssalon in Paris, kreierte ein eigenes Badesalz und riet allen Frauen zum flachen Kopfkissen zwecks Vorbeugung eines Doppelkinns.
In den USA drehte sie Stummfilme bevor sie 1925 zurück in die Heimat fand. Sie gab Gesangsunterricht in ihrer Villa Capuccina in Fiesole bei Florenz.

 Schrifsteller Gabriele d´Annunzio schwärmte: Sie sei die Verkörperung der Venus auf Erden
 Königin der Belle Époque
 Ihr Konterfei auf Postkarten jener Zeit
Césare Tallone portraitierte Lina Cavalieri 1900

Bei einem Bombenangriff der Alliierten im Jahre 1944 kam sie 70-jährig um´s Leben. Ihr Körper wurde nie gefunden.

Fornasetti und seine Muse sind sich nie begegnet. Er fand ihr Foto in einem Buch aus dem 19. Jahrhundert und war gleich begeistert von ihrer makellosen Präsenz.
An die 350 Variationen gibt es von ihrem Gesicht. Auf einen Teller ließ es Fornasetti 1952 zum ersten Mal drucken. 



Wer einen Sinn für Schönheit besitzt, kommt an dieser Dame einfach nicht vorbei. Ihre großen, kindlichen Kulleraugen springen einen förmlich an und die vielen, vielen Teller mit ihrem Bild wecken die Sammelleidenschaft.





Bedenkt bitte, das es sich um eine historische Aufnahme handelt, aber so kann man sich doch einen kleinen Eindruck von ihrer Stimme verschaffen.

Dienstag, 27. Januar 2015

Gegen das Vergessen - Das hohe Lied der Freundschaft

Heute, am 70 sten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Sowjetarmee, möchte ich Euch eine kleine "Liebesgeschichte" erzählen.


Leni und Alice waren von Kindesbeinen an Freundinnen. Sie hatten als Kleinkinder den ersten Weltkrieg überlebt, gingen zusammen zur Schule, teilten alle Geheimnisse miteinander, zogen sich manchmal sogar wie Zwillinge an. Das Alices Mutter Jüdin war, das war in den 1920er Jahren überhaupt kein Thema. Die preußische Tugend Toleranz wurde noch gelebt. Mit der Machtergreifung Hitlers sollte sich das aber bei vielen ändern.

Leni und Alice 


Auf einmal sollte alles anders sein. Die Verblendungsmaschinerie setzte sich in Gang und Millionen ließen sich verführen. Ich bin heute noch fassungslos darüber, dass Menschen aus deren Mitte ein Schiller, Goethe, Beethoven entstammt,eine humanistisch geprägte Gesellschaft die schon im 18. Jahrhundert durch Friedrich den Großen "aufgeklärt" wurde, so ein gewissenloses, menschenverachtendes Verhalten toleriert hat. 


Ungeachtet dieser Lebensrealität trafen sich Leni und Alice später heimlich, gaben sich gegenseitig Trost und Halt. Leni konnte den Nazis und dieser platten Deutschtümelei nichts abgewinnen, bei ihr ging die böse Saat nicht auf. Als Alices schwerkranke Mutter ins Arbeitslager, was ihren sicheren Tod bedeutet hätte, gebracht werden sollte, ging Alice für ihre Mutter. Lenis Mann fiel im Krieg, irgendwo in Frankreich, 1944, man hat ihn nie gefunden, er war keine 30 Jahre alt und Leni hat nie wieder geheiratet, und Alice? Dem Himmel sei Dank, haben die Amerikaner das Lager, in dem Tante Alice  war befreit. Die Freundinnen hatten sich wieder, aber mit dem Krieg und der grausamen Nazidiktatur starb auch ihre Jugend, ihre Träume , ihre Hoffnungen. Die Kinder dieser Zeit wurden ihrer Unschuld beraubt.


Wie oft habe ich in Tante Alices Garten als Kind gespielt, mehr als 20 Jahre nach Kriegsende. Diese liebe, warmherzige Frau dessen Garten voller bunter Blumen war, ein Garten durchflutet von Licht, Farben und Liebe zum Leben und zu den Menschen. Wir dürfen und wir werden sie nicht vergessen, die Millionen, die der Nazidiktatur zum Opfer fielen. Solange sich auch nur einer an sie erinnert, sind sie nicht tot.



Tante Alice

Versucht Euch einfach lieb zu haben, es ist doch gar nicht so schwer!

PS: Leni war meine wunderbare, kluge Grossmutter.