Beim Heurigen in Traiskirchen

Donnerstag, 9. August 2012

Hermann Hesse - 50. Todestag


Heute vor 50 Jahren starb der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse mit 85 Jahren in seinem Refugium am Luganersee. Auf dem Weg zum Abitur kommt kaum eine/einer an Hesse vorbei und das ist gut so, in einer Zeit die überfrachtet ist mit Eitelkeit, Oberflächlichkeit und gewöhnlichem. Bei Hesse gibt es nur zwei Wege, entweder man liebt ihn oder man lehnt ihn ab(das Wort Haß, habe ich bewußt nicht gewählt, da es für mich etwas endgültiges, destruktives beinhaltet und das wäre nicht im Sinne Hesses).
Meine erste Erzählung, die ich von ihm laß, war "Narziß und Goldmund" . Es handelt von zwei Klosterschülern, der eine vom Bauchprinzip, der andere vom Kopfprinzip geleitet, die zwei Urprinzipien, die untrennbar miteinander verbunden sind und gegensätzlicher nicht sein könnten. Narziß ist der Denker, Goldmund der Sinnsuchende. Ein Werk voller Dramatik und Psychologie, voll innerer Zerissenheit.Hesses Sprache ist anrührend, berührend, überirdisch schön. Er kannte die zwei Seelen, die in eines jeden Menschen Brust schlagen. Ein jeder von uns ist Narziß und auch Goldmund, ein jeder auf der Suche nach einem höheren Seinszweck. Hesses Helden waren die Außenseiter, die Unangepassten, die gegen den Strom schwimmen. Hesses Leitthema war die Außeinandersetzung mit Autoritäten, des Menschen Widerstreit zu vorgegebenen Systemen. Er ist Aufklärer, Mahner, Sinnsuchender und Mystiker. Er ist heute aktueller denn je, er macht Mut irgendwie anders zu sein.
Man kann sich getrost auf ihn einlassen!

Wer keine Lust zum Lesen hat, der kann sich Hesses "Narziß und Goldmund" von Ulrich Noethen vorlesen lassen. Es ist als Audio-CD im Hörverlag erschienen: www.hoerverlag.de



 Der Mensch Hesse
 Hesse Haus

Eines der schönsten deutschen Gedichte ist zweifelsfrei "Stufen" von Hermann Hesse.

Stufen

Wie jede Blüte welkt,
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne trauern
in andere, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen.
Er will uns Stuf um Stufe heben,weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise,
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden.
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde

Hermann Hesse




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