Beim Heurigen in Traiskirchen

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Der literarische Adventskalender - 6. Dezember Nikolaustag

6. Dezember, Nikolaustag! 
Wie haben wir als Kinder diesen Tag herbeigesehnt und doch auch gefürchtet! Am Abend zuvor wurde der Stiefel hinter die Tür oder der Teller auf das Fensterbrett gestellt in freudiger Erwartung der süßen Gaben, die der heilige Nikolaus den braven, artigen Kindern bringt. Den weniger artigen wurde die Rute durch den Knecht Ruprecht überbracht, was oft zu einem tränenreichen Nikolausabend führte. Eine Rute bekam ich nie. Es fanden sich Äpfel, Nüsse und Mandelkern, Orangen und Mandarinen in den Stiefeln und auf den Nikolaustellern meiner Kindheit, und wir freuten uns darüber wie die Schneekönige. Erst mit diesem Tag fing für uns die Vorweihnachtszeit an. Der heilige Nikolaus (und dieser sollte nicht mit dem amerikanischen Weihnachtsmann verwechselt werden, der eine Erfindung von Coca-Cola ist) war im 3. Jahrhundert Bischof von Myra, dem heutigen Demre in der Türkei. Viele Wunder sind von ihm überliefert: Rettung des ertrunkenen Sohnes, Heimführung eines verschleppten Kindes, das Kornwunder von Myra, die Mitgiftspende, das Stratelatenwunder und nicht zuletzt die Stillung des Seesturmes. Letzteres hat dazu beigetragen, das er in erster Linie als Schutzpatron der Seeleute und Schiffer gilt und der Kinder, aber auch andere Berufsgruppen haben sich unter sein Schutzpatronat begeben.
In Gedichten und Liedern wird er bis in die heutige Zeit verehrt.


 Der heilige Nikolaus von Myra
 Santa Claus
 Kein Weg ist ihm zu weit, zu schwer!
Postkarte von 1912


Weihnachten

Nikolaus der Gute
kommt mit seiner Rute,
greift in seinen vollen Sack-
dir ein Päckchen - mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung....
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
die gesetzliche Pension...
Tante Lo, die, wie ihr wißt,
immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen.-
Und auch hinter den Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann:
Nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack
guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen-
(Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht...).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand-
und das Land?Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe - 
lieber Weihnachtsmann

Kurt Tucholsky

Mal ein etwas anderes Nikolausgedicht!
Euch allen da draußen, wo immer Ihr seid, einen schönen Nikolaustag.
















1 Kommentar:

  1. ch hoffe, Sie hatten einen schönen Nikolaus Tag! Ich erinnere mich, lasse meine Schuhe aus zu, ich hatte nur gute Dinge in ihnen überlassen.
    Sarah x

    AntwortenLöschen